Peggy Parnass
Foto: Walter Domscheit
Das war vor mehr als 20 Jahren, als Domenica aus dem aktiven Leben mit Sex-Arbeit ausgestiegen war, als man in St. Georg mit biederem Hausfrauenstrich, mit Drogenkonsumentinnen und Minderjährigen sich mit Prostitution in einer "temporären Phase" zu befinden meinte. Als Domenica dann dort ihre Arbeit begann, war man noch weit entfernt von der Vorstellung, daß man mit "Abschaffung von Sittenwidrigkeit" und "Prostitutionsgesetz" ans Ziel gelangt. Es ist aber Frauen wie Domenica zu verdanken, daß man heute ein "ganz kleines" Stück weit der Entwicklung näher gekommen sei, Sex als Arbeit anzuerkennen. Auch, wenn man das gerade hier in St. Georg "vor der Tür" immer wieder in Frage stellen müsse, ob diese Entwicklung auch hier angekommen sei.
Die Ausstellung mit begleitenden Veranstaltungen solle am Beispiel des Wirkens von Domenica dazu beitragen, das man jetzt die Positionen zu Sex-Arbeit einschätzt, diese hinterfragt und überdenkt und sich mit Diskussionen wieder ein kleines Stückchen der Anerkennung von Sex-Arbeit nähert, so Emilija Mitrovic von "ver.di" in ihrem Einführungsvortrag. Mit Verordnungén wie der Kontaktverbotsverordnung, der Sperrgebietsverordnung, horrenden Bussgeldern, die gegen Frauen verhängt werden, sei der Begriff von anerkannter Sex-Arbeit in weite Ferne gerückt. Prostitution sei ein Teil, der in diesen Stadteile gehöre, daß es eine Arbeit sei, die Domenica in Deutschland berühmt gemacht habe. Es wird daran erinnert, daß sie eine der ersten Sozialarbeiterinnen in diesem Bereich ist.
Auch Peggy Parnass, "Nachbarin" sowohl bekannt in St. Georg und als kritische Journalistin und Publizistin darüber auch weit hinaus, war lange befreundet mit Domenica. Sie meint in ihrem 1979 veröffentlichten Essay "Gesicht einer Anwohnerin", aus dem sie zum Thema "Frauen, Freier und St. Georg" las, daß sie den Autostrich Alles in Allem, inklusive Belästigungen aller Art, viel harmloser fände, als das Auftauchen der "Baulöwen", der "Geld-Haie", die dabei sind, ihr Viertel zu verschandeln. Als die Supermärkte, die ihre geliebten kleinen Läden ruinierten. Als die sogenannte Sanierung, die in Wirklichkeit nicht dem Erhalt diente, sondern nur dazu, mit bis zu 300-prozentigen Mieterhöhungen die lange Ansässigen, weniger Bemittelten, zu vetreiben. Sollte ihr Viertel kaputtgehen, dann bestimmt nicht durch die Huren!
Wenn die Polizei als Helfer der Durchführung des Senatsbeschlusses Prostituierte sucht, sie findet und sie von St. Georgs Autostrich-Pflaster vertreibt, täte es ihr leid. Die Frauen störten sie nicht. Wenn sie gejagt würden, jage man die Falschen. Stören täten sie hingegen "unappetitlichen" Freier, denen man das kurze Pseudo-Amüsement verwehren und Zuhälter, die man stattdessen vom Pflaster jagen solle.
Knallhart, wie man es aus den Texten von Peggy Parnass kennt, zeichnet sie ein Bild der Zustände auf dem Autostrich, der gnadenlosen und schwer verständlichen Abläufe, die aber nichts anderes seien, als in allen anderen Bereichen des Kapitalismus auch.
Für die Frauen wünsche sich Peggy Parnass einen anderen Status: Sie sollten, staatlich angestellt, wie Krankenschwestern, auf Krankenschein für wirklich bedürftige Männer arbeiten, wie für andere Kranke auch. Normal besoldet, normal besteuert und geachtet. Sie appeliert an die Betroffenen, sich zusammenzuschliessen, zu organisieren. Männern, die die "Krumme" machen, in die offene Hand zu spucken. Ihren Zuhältern einen Tritt dahin zu geben, wo es weh tut. Sich nicht durch Drogen und Schläge erpressen zu lassen. In der Zwischenzeit sollten sie sich woanders eingliedern. Solange sie auch in schlechten Zeiten erheblich mehr verdienten, als Frauen in anderen Berufen, sollten sie etwas vernüftiges anfangen mit ihrem Geld, denn die wenigsten gingen ja auf den Strich, um hungernde Kinder und greise Eltern zu ernähren. Sie sollten sich stattdessen in in Bürgerinitiativen und sozialen Projekte engagieren und diese finanziell unterstützen.
Die Huren würden immer jünger, süchtig, elend. Viele von ihnen seien 14, 16, 18 und sind dann schon aidskranke Wracks. Domenica kümmerte sich um sie, versuchte zu retten, was zu retten ist. Sie nahm sie bei sich auf, gab ihnen Wärme. Sie verstand sie besser, als andere Sozialarbeiter, allerdings ging sie selber dabei kaputt.
Peggy Parnass kannte Domenica nach eigenen Angaben lange und sehr gut. Daß sie so ein Star wurde und lange blieb und schön war und umschwärmt war von anderen Stars, war nur möglich, weil sie verschwieg, was wirklich mit ihr los war, so Peggy Parnass aus ihrer Erinnerung. Wenn sie "ausgepackt" hätte, dann hätte sich "kein Schwein" für sie interessiert, das wäre zu trist gewesen. So war denn der Glamour und der Chique, so war es toll und phantastisch. Sie selber war wirklich eine sehr ungewöhnliche und tolle Frau, aber keine sehr glückliche. Bevor sie starb, hatte sie sich vorgenommen, zu schreiben. Sie konnte sehr gut formulieren. Und endlich, aber nicht zu schreiben, was die Leute gerne lesen würden und lustig fänden, sondern auch "auszupacken" und hinzulangen, was sie sich nie getraut hatte. Denn die Zuhälter hätten sich immer sehr an ihr gerächt, wie viele der Frauen auch. Als Dominica in der Herbertstasse einen eigenen Puff hatte und selbstbewusst auftrat und wollte, daß die anderen Frauen auch selbstbewusst werden, hätte man sich natürlich an ihr gerächt und Lokalverbot erteilt. Sie brauchte aber die Lokale. Für Domenica war es wichtig, auszugehen und dabei zu sein. Viele Frauen hätten sie dann auch verprügelt, um ihren "Männern" einen Gefallen zu tun, um ihnen zu zeigen, daß sie auf der "Männerseite" seien und nicht auf der selbstbewussten "Domenica-Seite".
Peggy Parnass las aus ihrem Nachruf auf Domenica. Erzählte, wie sie sich einander kennen lernten, als sie beide in dem ersten Film von Udo Lindenberg mitspielten. Sie begegnete ihr mit so eineer Herzlichkeit, daß sie Freundinnen wurden. Sie bescheibt Domenica als spontan und gutgläubig und bedauert, daß oft Opfer von Neidern und Betrügern wurde. Sogar von "Drogenmädchen", die sie auflas und wieder auf die Beine brachte, sei sie nicht nur ausgeraubt, sondern auch verprügelt worden. Trotzdem habe sie immer weiter geholfen. Peggy Parnass lobt Domenica und erinnert sich, daß sie verzeihen konnte, wie niemand sonst, wie kein anderer Mensch, den sie kennt. Als Folge daraus nahm es nach ihrer Meinung kein Wunder, daß sie irgenwann an der Ausbeutung kaputtging.
Zum Schluß rechnet Peggy Parnass für Domenica ab - auch namentlich - mit mit den falschen Freunden, die sich gern in deren Glanz sonnten, sogar bei der schönen musikalischen Trauerprozession und bei ihrer Beerdigung. Und dem finanziellen Nutzniesser, der sie in den ersten Jahren "ausplünderte", wie sich Peggy Parnass erinnert. Dieser wiederum verweigerte ihr jede Hilfe, auch in ihrer größten Not, als sie dieser dringend bedurfte. Für ihre kleine Schwester, die im Sterben lag und eine Therapie für sie brauchte.
Foto: Walter Domscheit
Die Ausstellung wurde realisiert von "Frauenratschlag e.V.", unter Mitwirkung und Kooperation von "Amnesty for Women", "Basis", "Koofra" (Koordination gegen Frauenhandel), "Ragazza" (eine Einrichtung für drogenkonsumierende Frauen, die der Prostitution nachgehen.), "Sperrgebiet" und "Ver.di FB 13". Mitfinanziert wurde sie vom Stadtteilbeirat St. Georg. Die Fotos wurden als Leihgabe vom St. Pauli-Museum zur Verfügung gestellt.
Domenica war eine sehr streitbare Frau, so Gudrun Kreb von "Ragazza" in ihrem Vortrag auf der Vernissage. Sie hat als Domina auf St. Pauli gearbeitet, hat sich, nachdem sie vor 20 Jahren aus dem aktiven Leben der Sex-Arbeit ausgestiegen war, in St. Georg für die Frauen eingesetzt und interessiert, die dort der Sex-Arbeit nachgehen. Frauen, die in den Strassen stehen und arbeiten.
Domenica hätte etwas geschafft, so Gudrun Kreb weiter, was viele nicht schaffen und sehen wollen: Sie hat den Frauen ein Stück Überlebenshilfe gegeben, mit "Ragazza" eine Anlauf- und Beratungsstelle geboten und angeboten, die mit Drogenkonsumraum und Übernachtungsmöglichkeiten für die Frauen auch ein Schutz- und Ruheraum ist.
Und sie hat aber auch ein Stück mehr gemacht: Sie hat den Frauen so etwas, was man heute "Empowerment" nennt, angeboten, Selbstbewusstsein. Sie hat ihnen gesagt, das das, was sie hier machten, nicht "Scheisse", nicht "Dreck" sei, sondern Arbeit! Das ist Sex-Arbeit und als solches müßten sie das für sich werten, sie das sehen, und dazu gehöre auch ein Stück Bewußsein und Selbstbewußtsein. Das es mit deren Arbeit und auch mit deren Leben außerhalb der Arbeit zu tun hätte.
Keine Frau sei nur Prostituierte, sie ist auch Frau, auch Mutter. Es würde hier in St. Georg ganz häufig vermischt, daß eine Frau immer "anschaffen" ginge, ganz egal, ob sie mit vollen Taschen aus dem Supermarkt kommt oder was auch immer. Sie bekäme immer die Zuschreibung der Prostituierten. Und das ist etas, was Domenica hier gemacht und auch geschaft hat: Sie hat den Frauen ein Stück Selbstwert und ein Stück Würde gegeben.
Domenica war eine sehr streitbare Frau, so Gudrun Kreb von "Ragazza" in ihrem Vortrag auf der Vernissage. Sie hat als Domina auf St. Pauli gearbeitet, hat sich, nachdem sie vor 20 Jahren aus dem aktiven Leben der Sex-Arbeit ausgestiegen war, in St. Georg für die Frauen eingesetzt und interessiert, die dort der Sex-Arbeit nachgehen. Frauen, die in den Strassen stehen und arbeiten.
Domenica hätte etwas geschafft, so Gudrun Kreb weiter, was viele nicht schaffen und sehen wollen: Sie hat den Frauen ein Stück Überlebenshilfe gegeben, mit "Ragazza" eine Anlauf- und Beratungsstelle geboten und angeboten, die mit Drogenkonsumraum und Übernachtungsmöglichkeiten für die Frauen auch ein Schutz- und Ruheraum ist.
Und sie hat aber auch ein Stück mehr gemacht: Sie hat den Frauen so etwas, was man heute "Empowerment" nennt, angeboten, Selbstbewusstsein. Sie hat ihnen gesagt, das das, was sie hier machten, nicht "Scheisse", nicht "Dreck" sei, sondern Arbeit! Das ist Sex-Arbeit und als solches müßten sie das für sich werten, sie das sehen, und dazu gehöre auch ein Stück Bewußsein und Selbstbewußtsein. Das es mit deren Arbeit und auch mit deren Leben außerhalb der Arbeit zu tun hätte.
Keine Frau sei nur Prostituierte, sie ist auch Frau, auch Mutter. Es würde hier in St. Georg ganz häufig vermischt, daß eine Frau immer "anschaffen" ginge, ganz egal, ob sie mit vollen Taschen aus dem Supermarkt kommt oder was auch immer. Sie bekäme immer die Zuschreibung der Prostituierten. Und das ist etas, was Domenica hier gemacht und auch geschaft hat: Sie hat den Frauen ein Stück Selbstwert und ein Stück Würde gegeben.
Gudrun Kreb von "Ragazza" bei ihrem Vortrag
Foto: Walter Domscheit
Das war vor mehr als 20 Jahren, als Domenica aus dem aktiven Leben mit Sex-Arbeit ausgestiegen war, als man in St. Georg mit biederem Hausfrauenstrich, mit Drogenkonsumentinnen und Minderjährigen sich mit Prostitution in einer "temporären Phase" zu befinden meinte. Als Domenica dann dort ihre Arbeit begann, war man noch weit entfernt von der Vorstellung, daß man mit "Abschaffung von Sittenwidrigkeit" und "Prostitutionsgesetz" ans Ziel gelangt. Es ist aber Frauen wie Domenica zu verdanken, daß man heute ein "ganz kleines" Stück weit der Entwicklung näher gekommen sei, Sex als Arbeit anzuerkennen. Auch, wenn man das gerade hier in St. Georg "vor der Tür" immer wieder in Frage stellen müsse, ob diese Entwicklung auch hier angekommen sei.
Die Ausstellung mit begleitenden Veranstaltungen solle am Beispiel des Wirkens von Domenica dazu beitragen, das man jetzt die Positionen zu Sex-Arbeit einschätzt, diese hinterfragt und überdenkt und sich mit Diskussionen wieder ein kleines Stückchen der Anerkennung von Sex-Arbeit nähert, so Emilija Mitrovic von "ver.di" in ihrem Einführungsvortrag. Mit Verordnungén wie der Kontaktverbotsverordnung, der Sperrgebietsverordnung, horrenden Bussgeldern, die gegen Frauen verhängt werden, sei der Begriff von anerkannter Sex-Arbeit in weite Ferne gerückt. Prostitution sei ein Teil, der in diesen Stadteile gehöre, daß es eine Arbeit sei, die Domenica in Deutschland berühmt gemacht habe. Es wird daran erinnert, daß sie eine der ersten Sozialarbeiterinnen in diesem Bereich ist.
Auch Peggy Parnass, "Nachbarin" sowohl bekannt in St. Georg und als kritische Journalistin und Publizistin darüber auch weit hinaus, war lange befreundet mit Domenica. Sie meint in ihrem 1979 veröffentlichten Essay "Gesicht einer Anwohnerin", aus dem sie zum Thema "Frauen, Freier und St. Georg" las, daß sie den Autostrich Alles in Allem, inklusive Belästigungen aller Art, viel harmloser fände, als das Auftauchen der "Baulöwen", der "Geld-Haie", die dabei sind, ihr Viertel zu verschandeln. Als die Supermärkte, die ihre geliebten kleinen Läden ruinierten. Als die sogenannte Sanierung, die in Wirklichkeit nicht dem Erhalt diente, sondern nur dazu, mit bis zu 300-prozentigen Mieterhöhungen die lange Ansässigen, weniger Bemittelten, zu vetreiben. Sollte ihr Viertel kaputtgehen, dann bestimmt nicht durch die Huren!
Wenn die Polizei als Helfer der Durchführung des Senatsbeschlusses Prostituierte sucht, sie findet und sie von St. Georgs Autostrich-Pflaster vertreibt, täte es ihr leid. Die Frauen störten sie nicht. Wenn sie gejagt würden, jage man die Falschen. Stören täten sie hingegen "unappetitlichen" Freier, denen man das kurze Pseudo-Amüsement verwehren und Zuhälter, die man stattdessen vom Pflaster jagen solle.
Knallhart, wie man es aus den Texten von Peggy Parnass kennt, zeichnet sie ein Bild der Zustände auf dem Autostrich, der gnadenlosen und schwer verständlichen Abläufe, die aber nichts anderes seien, als in allen anderen Bereichen des Kapitalismus auch.
Peggy Parnass (r) nach ihrem Vortrag im Gespräch mit einer Besucherin
Foto: Walter Domscheit
Für die Frauen wünsche sich Peggy Parnass einen anderen Status: Sie sollten, staatlich angestellt, wie Krankenschwestern, auf Krankenschein für wirklich bedürftige Männer arbeiten, wie für andere Kranke auch. Normal besoldet, normal besteuert und geachtet. Sie appeliert an die Betroffenen, sich zusammenzuschliessen, zu organisieren. Männern, die die "Krumme" machen, in die offene Hand zu spucken. Ihren Zuhältern einen Tritt dahin zu geben, wo es weh tut. Sich nicht durch Drogen und Schläge erpressen zu lassen. In der Zwischenzeit sollten sie sich woanders eingliedern. Solange sie auch in schlechten Zeiten erheblich mehr verdienten, als Frauen in anderen Berufen, sollten sie etwas vernüftiges anfangen mit ihrem Geld, denn die wenigsten gingen ja auf den Strich, um hungernde Kinder und greise Eltern zu ernähren. Sie sollten sich stattdessen in in Bürgerinitiativen und sozialen Projekte engagieren und diese finanziell unterstützen.
Die Huren würden immer jünger, süchtig, elend. Viele von ihnen seien 14, 16, 18 und sind dann schon aidskranke Wracks. Domenica kümmerte sich um sie, versuchte zu retten, was zu retten ist. Sie nahm sie bei sich auf, gab ihnen Wärme. Sie verstand sie besser, als andere Sozialarbeiter, allerdings ging sie selber dabei kaputt.
Peggy Parnass kannte Domenica nach eigenen Angaben lange und sehr gut. Daß sie so ein Star wurde und lange blieb und schön war und umschwärmt war von anderen Stars, war nur möglich, weil sie verschwieg, was wirklich mit ihr los war, so Peggy Parnass aus ihrer Erinnerung. Wenn sie "ausgepackt" hätte, dann hätte sich "kein Schwein" für sie interessiert, das wäre zu trist gewesen. So war denn der Glamour und der Chique, so war es toll und phantastisch. Sie selber war wirklich eine sehr ungewöhnliche und tolle Frau, aber keine sehr glückliche. Bevor sie starb, hatte sie sich vorgenommen, zu schreiben. Sie konnte sehr gut formulieren. Und endlich, aber nicht zu schreiben, was die Leute gerne lesen würden und lustig fänden, sondern auch "auszupacken" und hinzulangen, was sie sich nie getraut hatte. Denn die Zuhälter hätten sich immer sehr an ihr gerächt, wie viele der Frauen auch. Als Dominica in der Herbertstasse einen eigenen Puff hatte und selbstbewusst auftrat und wollte, daß die anderen Frauen auch selbstbewusst werden, hätte man sich natürlich an ihr gerächt und Lokalverbot erteilt. Sie brauchte aber die Lokale. Für Domenica war es wichtig, auszugehen und dabei zu sein. Viele Frauen hätten sie dann auch verprügelt, um ihren "Männern" einen Gefallen zu tun, um ihnen zu zeigen, daß sie auf der "Männerseite" seien und nicht auf der selbstbewussten "Domenica-Seite".
Fotos: Walter Domscheit
Peggy Parnass las aus ihrem Nachruf auf Domenica. Erzählte, wie sie sich einander kennen lernten, als sie beide in dem ersten Film von Udo Lindenberg mitspielten. Sie begegnete ihr mit so eineer Herzlichkeit, daß sie Freundinnen wurden. Sie bescheibt Domenica als spontan und gutgläubig und bedauert, daß oft Opfer von Neidern und Betrügern wurde. Sogar von "Drogenmädchen", die sie auflas und wieder auf die Beine brachte, sei sie nicht nur ausgeraubt, sondern auch verprügelt worden. Trotzdem habe sie immer weiter geholfen. Peggy Parnass lobt Domenica und erinnert sich, daß sie verzeihen konnte, wie niemand sonst, wie kein anderer Mensch, den sie kennt. Als Folge daraus nahm es nach ihrer Meinung kein Wunder, daß sie irgenwann an der Ausbeutung kaputtging.
Zum Schluß rechnet Peggy Parnass für Domenica ab - auch namentlich - mit mit den falschen Freunden, die sich gern in deren Glanz sonnten, sogar bei der schönen musikalischen Trauerprozession und bei ihrer Beerdigung. Und dem finanziellen Nutzniesser, der sie in den ersten Jahren "ausplünderte", wie sich Peggy Parnass erinnert. Dieser wiederum verweigerte ihr jede Hilfe, auch in ihrer größten Not, als sie dieser dringend bedurfte. Für ihre kleine Schwester, die im Sterben lag und eine Therapie für sie brauchte.
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