KiK-Textilien am Unglücksort gefunden

NKD bestätigt Lieferbeziehungen bis Herbst 2012 

Hamburg, 8.5.13 - Am Unglücksort der fünf eingestürzten Textilfabriken in Bangladesh wurden zahlreiche KiK-Textilien in den Trümmern gefunden. „Wir sind schockiert – es zeichnet sich ab, dass KiK innerhalb von nur acht Monaten ein drittes Mal in ein schweres Unglück in einer Textilfabrik involviert ist“, so Frauke Banse von der "Kampagne für Saubere Kleidung" in einer kürzlich heraugegebenen Pressemitteilung.

Foto: Seher Komut
In mehreren Mahnwachen in der Hamburger Innenstadt wurde vor Geschäften, die ihre Produkte auch aus Bangladesh beziehen, den über 600 Arbeiterinnen gedacht, die beim Einsturz eines Fabrikgebäudes ums Leben kamen.

Bisher hätte nur eine Firma in Deutschland bestätigt, bis vor Kurzem Lieferbeziehungen in die Fabriken gehabt zu haben. Der Textildiscounter NKD gibt an, bis zum Herbst letzten Jahres von der Fabrik Phantom Apparels Ware bezogen zu haben. Auch für den deutschen Markt wichtige Firmen wie Benetton, Mango oder Primark ließen in den Fabriken produzieren. Auf die beteiligten Unternehmen kommt die Zahlung einer Entschädigungssumme von geschätzten 30 Millionen US-Dollar plus Nothilfebehandlungen zu, so "Kampagne für Saubere Kleidung" in ihrer Presseerklärung weiter.

Alle beteiligten Unternehmen sind aufgerufen, umgehend mit den Gewerkschaften in Bangladesh in Kontakt zu treten, um die nächsten Schritte zu besprechen sowie die Nothilfeversorgung zu unterstützen. Alle betroffenen Unternehmen müssen Kompensationen für die Opfer bereitstellen. Diese gilt, es entlang bereits entwickelter Standards mit den bangladeschischen Gewerkschaften und der internationalen Gewerkschaftsvereinigung IndustriALL schnellstmöglich auszuhandeln, fordert die "Kampagne für Saubere Kleidung".

Das Unglück in dem Gebäude Rana Plaza mache erneut deutlich, wie unzureichend private soziale Auditierungen sind. Zwei der Fabriken wurden im Auftrag der Business Social Compliance Initiative (BSCI) auditiert, in der über 1.000 große Unternehmen Mitglied sind, wie z.B. Otto, Aldi und Lidl. Auch der TÜV prüfte eine der Fabriken in dem Hochhaus drei Mal in den Jahren 2011 und 2012 und stellte keine Baumängel fest. „Dies zeigt, wie oberflächlich Audits durchgeführt werden, teilweise werden AuditorInnen sogar bestochen“, kritisiert Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung.
Um weitere Unglücke zu vermeiden, sei es dringend nötig, dass die Unternehmen endlich das verbindliche Abkommen zum Gebäude- und Brandschutz unterzeichnen, das schon vor zwei Jahren von lokalen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen in Bangladesch erarbeitet worden ist und das bisher nur PVH (Tommy Hilfiger und Calvin Klein) und Tchibo unterzeichnet haben“, so Burckhardt weiter.

„Andere Unternehmen wurden ebenfalls aufgefordert, das Abkommen zu unterstützen; aber sie wollen nicht unterschreiben und reden sich mit eigenen Verbesserungsmaßnahmen heraus. Dass diese nicht wirken, zeigt sich ja jetzt angesichts der erneuten Katastrophe“, so Kirsten Clodius, Referentin der "Kampagne für Saubere Kleidung". Das Abkommen sieht unter anderem unabhängige Gebäudeinspektionen, Trainings zu Arbeitsrechten, öffentliche Auskunftspflicht und eine Überarbeitung der Sicherheitsstandards vor.

Die "Kampagne für Saubere Kleidung", die in Deutschland als Netzwerk von zahlreichen Organisationen getragen wird, u.a. der GEW - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dem DGB Bildungswerk/Nord-Süd Netz, der IG Metall, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend, Evangelische Frauen in Deutschland e.V.

International setzt sich die Organisation unter dem Namen "Clean Clothes Campaign" (CCC) für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Bekleidungs- und Sportartikelindustrie, die vielfach in weniger entwickelten Ländern produziert, ein. Sie wird von vielen NGOs und Arbeitervereinigungen rund um die Welt unterstützt.
Am Mittwoch Nachmittag startete die Kampagne für Saubere Kleidung eine Petition, die Bekleidungsunternehmen auffordert, das Abkommen zum Brand- und Gebäudeschutz umgehend zu unterzeichnen. Diese Petition kann auf der Website der internationalen CCC mitgezeichnet werden.
Quelle: Pressemitteilung der "Kampagne für Saubere Kleidung" www.sauberekleidung.de

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