Afrikanische Flüchtlinge aus Libyen in Hamburg gestrandet

Kirche bietet humanitäre Nothilfe

Hamburg, 05.06.13 - Mehrere hundert Flüchtlinge aus Afrika flohen 2011 vor den NATO-Bombardements auf Libyen in Booten über das Mittelmeer nach Italien. Jetzt wurden sie aus dem Flüchtlingslager Lampedusa - das kürzlich aufgelöst wurde - weggeschickt. Mit Touristenvisum der italienischen Behörden und ausgestattet mit einem Aufenthaltstitel gemäß humanitärem Schutz strandeten sie in Hamburg. Nachdem das Winternotprogramm des Senats am 15. April beendet wurde, leben sie jetzt auf der Straße.
Mit mehreren Aktionen, wie Kundgebungen, einem Gottesdienstbesuch im Michel, Besuch einer Wahlkampfveranstaltung der SPD mit Bürgermeister Olaf Scholz und einer Demonstration im Rathaus, versuchten sie bislang auf ihre Situation aufmerksam zu machen.


 (v.l.n.r) Kuaku, G., 32, Saeed M., 29, John A., 42, Asantie Z., 22, - alle aus Ghana - sie lebten und arbeiteten in Libyen und flohen 2011 vor den Bombardements über das Mittelmeer nach Italien. Jetzt sind sie in Hamburg gestrandet.





Saeed M, 29, aus Ghana, lebte und arbeitete mit Bruder und Onkel in Libyen. Sein Bruder wurde bei einem Bombenangriff schwer verletzt und in ein Krankenhaus in Tunis gebracht, anschließend in seine Heimat, von seinem Bruder fehlt jede Spur. Er selbst floh mit anderen in einem Boot über das Mittelmeer nach Italien und landete im Flüchtlingslager Lampedusa. Jetzt statteten ihn die italienischen Behörden mit Reisepapieren aus und schickten ihn weg. Als "Tourist" strandete er nun in Hamburg. Die Behörden können ihn darum nicht als Asylsuchenden anerkennen. Die Kirche hilf ihm und mehreren hundert weiteren Leidensgenossen mit einem Nothilfeprogramm und einer vorübergehenden Notunterkunft in der St- Pauli Kirche.



Fotos: (c) Walter Domscheit 

Behörden und die Kirche möchten humanitäre Hilfe leisten, jedoch mit unterschiedlichen Absichten. Die Innenbehörde will eine Sporthalle in Langenhorn zur Verfügung stellen, allerdings nur mit erkennungsdienstlicher Behandlung der Flüchtlinge, um deren Abschiebung zurück nach Italien zu organisieren.

Die Evangelische Nordkirche hilft mit der vorübergehenden Unterbringung von 70 Flüchtlingen in den Räumlichkeiten der St. Pauli-Kirche am Hamburger Fischmarkt. Sie bietet seelsorgerische Hilfe und gestaltet und organisiert den Aufenthalt der Flüchtlinge in allen Fragen, läßt aber in ihren Räumen keine behördliche Erfassung zu. 

Man ist trotz der unterschiedlichen Ansichten einerseits der Behörden und andererseits der Kirche und Diakonie und den dadurch ins Stocken geratenen Gespräche weiterhin für einen Dialog offen, so der stellvertretende Sprecher der Evangelischen Nordkirche, Mathias Benckert "das Tuch ist noch nicht zerrissen, die Kirche kann aber kein Abschiebelager sein!". Pastor Sieghard Wilm, der 70 Flüchtlingen in seiner St. Pauli-Kirche Obdach bietet: "Wir improvisieren im freien Fall. Aber auch die Seele braucht Nahrung! Wir freuen uns über jeden Besuch in unserer heute eingerichteten "Botschaft der Hoffnung" in unserem Kirchgarten. Das macht uns allen Mut!". 

Bereits jetzt ist eine Hilfswelle angelaufen. Bewohner aus St. Pauli und weit darüber hinaus bieten Unterstützung an. Für die humanitäre Nothilfe wird weiterhin um Geldspenden gebeten (Spendenkonto der St. Pauli Kirche unter dem Vermerk "Afrikaner", Haspa BLZ 200 505 50 Konto-Nr. 1206 123 331). 

Sachspenden können in der "Botschaft der Hoffnung" im Kirchgarten abgegeben werden. Benötigt werden intakte Männerschuhe ab Größe 42, gefütterte oder wasserabweisende Jacken, originalverpackte Socken und Unterwäsche, Rucksäcke und Taschen, Schlafsäcke, Isomatten, Klappmatratzen, Schreibmaterial und z.B. Wörterbücher, Enmalgeschirr, Hygieneartikel, wie z.B. Duschzeug, Einwegrasierer, Rasierschaum, Zahnbürsten, Zahnpasta. 

Ebenso wird um ehrenamtliche Mitarbeit beim Zubereiten von Frühstück und Abendimbiss (8.00 und 19:00 Uhr) sowie bei der Nachtwache gebeten. 

Die Vetretung der Gruppe von Flüchtlingen aus Libyen ruft zu einer Kundgebung und Demonstration auf, am Samstag, d. 8. Juni 2013 um 12:00 Uhr auf dem Hachmannplatz am Hamburger Hauptbahnhof. 

Am Sonntag, 9. Juni ist um 19:00 Uhr in der St.-Pauli-Kirche ein Benefizkonzert geplant.

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