"Gegensätze" - Fotoausstellung in der VHS-Zentrale

Hamburg, 12.06.18 - Wer zum Shopping durch die City schlendert, darf sich gern zu einer interessanten Fotoausstellung in den 6. Stock der Mönckebergstraße Nummer 17 begeben. In der Zentrale der Volkshochschule Hamburg (VHS) präsentieren fünf Teilnehmer des grade abgeschlossenen Kurses ihre Arbeiten. Die Ausstellung "Gegensätze" ist Abschluss des Kursformats "Thalia Foto Treff", das die VHS in Kooperation mit der Theaterpädagogik "Thalia jung und mehr" anbietet. Man trifft sich an vier Terminen über einen Zeitraum von vier Monaten und bearbeitet ein selbst gestelltes Thema. Es geht unter anderem um die intensive Bildbesprechung und das Herausarbeiten einzelner Bildstrecken für die Präsentation in einer Ausstellung. Die thematische Auseinandersetzung mit Gegensätzen zeigt sich in den Überschriften der Bilderserien.

Ihre Fotoserien sind in der VHS-Zentrale ausgestellt:
(von links nach rechts:) Ruth Lüth, Harald Niemeyer, Kursleiter Peter Bruns, Peter Glaab, Jens Fölsche, Michael Florian
Foto: Seher Komut-Domscheit


Peter Glaab sieht sie mit "Chaos und Ordnung" in den wechselnden Szenen des sonntäglich stattfindenden Hamburger Fischmarktes. Jede Stunde ist anders: Es beginnt Morgens beim Aufbau um Vier in der Früh bei Neonlicht, geht weiter mit dem rummeligen Hochbetrieb, wenn sich Menschenmassen durch schmale Gänge schieben, die Müllberge gegen Ende, gespeist durch leere Steigen, flankiert von unzähligen Ausschussware-Jägern und schließlich der Kehraus der städtischen Müllabfuhr. Ausdrucksstark wird hier das Aufeinandertreffen der Nachtschwärmer auf den erwartungsfrohen Touristen gegenübergestellt mit der "Frau von nebenan", die vollgestopfte Gemüsetaschen nach Hause schleppt. Erwartungsgemäß sieht man am Ende der Bilderstrecke in zwei aufeinander folgenden Bildern die aufs Straßenpflaster heruntergefallenen orangefarbenen Apfelsinen mit den Müllwerkern im Hintergrund und im letzen Bild neben ihrem LKW stehenden, auch in orange gekleideten, Arbeiter auf dem aufgeräumten Platz.



"Gruselig schön" betitel Jens Fölsche seine Bilder-Story und drückt damit seine gegensätzliche Gefühle aus, die er beim Gucken eines anspruchsvollen Horrorfilmes hat."Gespannt verfolge ich die Story, frage mich dabei, wie wird sie sich entwickeln, überlebt die schöne Heldin beziehungsweise der schöne Held. Gleichzeitig gibt es immer wieder Momente, wo ich wegschaue. Spannung, Schönheit und Schock: Diese Gefühlswelt möchte ich in der Serie "Gruselig schön" visualisieren." Zwei Locations bilden für die Fotografien die Kulisse: die Harburger Berge und ein ehemaliges Werftgelände am Neuhöfer Strand. Mitgewirkt hat seine Freundin und Model Jasmin Fiolka, die von Anfang an die Serie mitentwickelte und ihre Rolle als Todesengel mit Esprit umsetzte, so die Dankesworte von Jens Fölsche.



Michael Florian kamen bei dem Thema die alten Elbrücken in den Sinn. Er hatte das Buch „Eisfestung“ gelesen, in dem erwähnt  wird, dass Napoleon 1814 die erste Brücke aus Holz über die Elbe in acht Wochen bauen ließ. Diese wurde aber durch starken Eisgang 1817 zerstört. Ab 1870 folgten dann einige neue Brücken. 1920 wurde die jetzige erweitert und für die Schifffahrt um 2,50 m. erhöht. Durch einen Zeitungsartikel erfuhr er, dass im Zuge des Ausbaues der Linie U 4 eine neue Elbquerung angedacht ist, die später zum Kleinen Grasbrock führt. Hierfür baute man eine U 4-Haltestelle, die „Elbbrücken“. Sie war  das Ziel seiner Fotografien und daraus entstand die Bildserie "Gegensätze".



Hamburg ist eine "wachsende Stadt". Vielerorts werden kleine Einfamilienhäuser abgerissen und durch Mehrfamilien- oder Hochhäuser ersetzt, gar ganze Stadtteile entstehen neu. Dabei ist die größte und spannenste Baustelle der Stadt zurzeit sicherlich die Hafencity. Auf einer Hafenfläche von 157 ha entsteht hier eine lebendige neue Innenstadt, in der Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Tourismus und Einzelhandel koexistieren werden.
In ihrer Fotoserie "Das Alte muss dem Neuen weichen" zeigt Ruth Lüth mit sieben Fotografien viele Gegensätze zwischen dem Abriss eines kleinen Altbaus und dem fertigen, neuen Hochhaus, dem klassischen Handwerk des Zimmermanns steht die Arbeit auf einer Großbaustelle mit ihren riesigen Maschinen gegenüber, der Arbeit die Pause. Erschallte früher auf jeder Baustelle in Hamburg der Ruf zur 15-minütigen Frühstückspause "Fofftein", so gibt es dort heute wohl nur noch wenige, die Plattdeutsch verstehen.

Harald Niemeyer sagt zu seiner Fotoserie "Gegensätze": "Alt und neu, drinnen und draußen, schnell und langsam, Bild und Spiegelbild. Das zu suchen und zu benennen bedeutet, die Welt zu verstehen und zu erkennen.
Konfuzius sagt dazu: Yin und Yang, männlich und weiblich, hart und weich, Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Donner und Blitz, kalt und warm, gut und schlecht... das ist die Wechselwirkung der gegesätzlichen Prinzipien, die das Universum formen."

Wo kann man die Ausstellung sehen?
VHS-Zentrum Innenstadt
Mönckebergstr. 17
20095 Hamburg
Tel.: 040 20 94 21-0,
Fax: 040 20 94 21-44
mitte@vhs-hamburg.de

Öffnungszeiten:
Di. 10.00 – 13.00 Uhr
Mi. 14.00 – 18.00 Uhr
Fr. 10.00 – 13.00 Uhr

Wo kann man sich informieren, wenn man an der Teilnahme zu einem Fotokurs interessiert ist?

Thalia "jung und mehr"

Der Thalia-Treffpunkt

Peter Bruns leitet den Kurs "Thalia Foto Treff". 
Hauptberuflich ist er als Tischlermeister im Thalia-Theater tätig und leitet dort seit 1999 die Abteilung mit 12 Mitarbeitern. Einer seiner regelmäßigen Fotokurse ist eine Exkursion hinter die Kulissen des Theaters. Man trifft sich an einem Sonntag zu einer Gruppenführung durch die Werkstätten des Theaters, auf die Bühne und in den Zuschauerbereich. Es geht dabei um Still-Life-Fotografie an ungewöhnlichen Orten.

Bereits seit vielen Jahren besteht die Kooperation unserer Theaterpädagogik (Thalia jung & mehr) mit der Hamburger Volkshochschule. Neben den vielen Theaterkursen gibt es auch immer wieder Kurse im Ausstattungsbereich und einen Blick hinter die Kulissen.

Das zweite Kursformat dreht sich um das Thema Straßenfotografie. Es wird die Straße als Bühne erkundet, es gibt in einer Einführung Hinweise auf stilistische und thematische Herangehensweisen, die rechtlichen Fallstricke werden beleuchtet und über die Geschichte des Genres und verschiedene Vertreter informiert.
Der Kurs ist auf ein Wochenende beschränkt und umfasst neben der Einführung das eigenständige Fotografieren im öffentlichen Raum und die gemeinsame Bildbesprechung im Theater.

Die Ausstellung in der VHS bildet den Abschluss zum dritten Kursformat: der "Thalia Foto Treff". An vier Terminen über einen Zeitraum von vier Monaten wird ein selbstgestelltes Thema bearbeitet. Beim aktuellen Kurs ging es um "Gegensätze". Die letzten beiden Foto Treffs beschäftigten sich mit Stadtteilportraits.

Die fotografische Entwicklung von Peter Bruns (er selbst bezeichnet sich als semiprofessioneller Fotograf) ist eng verknüpft mit seinen Fortbildungen bei Prof. Rolf Nobel. Dieser hat viele Jahre den Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover geleitet.
Bei ihm hat er diverse Schulungen im Bereich Reportage, Straßen- und Reisefotografie besucht und seit 2015 gehört Bruns zur von ihm geleiteten Fotografengruppe "Landmarker".Darin beschäftigen sich etwa 20 professionelle und semiprofessionelle Fotografen mit journalistischer Reisefotografie und fahren einmal im Jahr in eine bedeutende Metropole, um diese im Stil klassischer Reisefotgrafie zu portraitieren.
Von November 2017 bis Januar 2018 waren einige ihrer Bilder im Rahmen der 49. Hamburger Fototage im Haus Eimsbüttel zu sehen.
Ebenfalls im Rahmen der Fototage hat Bruns einen Workshop zum Thema "Stadtteilportraits" angeboten. Auch in diesem Jahr wird es diesen Workshop wieder geben.

Web-Seite von Peter Bruns