Frieda zeigt dem Wolf die Zähne

Berlin, 20.05.11 - Hallo, ich bin Frieda, ein Herdenschutzhund. Ich mache grade eine kleine Verschnaufpause und versuche ein Nickerchen.



Grade will sich ein Freund zu mir gesellen, da werde ich hellwach, weil sich in der Ferne im Dickicht etwas bewegt. Ich springe auf und schlage Alarm.


Jawohl, ich belle so laut und drohend ich kann und es bleibt im Dickicht glücklicherweise ruhig!


Jetzt kommt mein Freund, das Schaf doch noch zu seiner Schmuseeinheit und belohnt mich für meinen resoluten Einsatz mit einem dicken Schmatzer.



So jetzt ist die Pause zu Ende, denn da kommt auch schon mein "Chef" der Frank Neumann mit dem Wolfsexperten vom NABU zu Besuch.

Schäfermeister Frank Neumann (l) und Markus Bathen,
Projektleiter NABU-Projekt "Willkommen Wolf"
Fotos: Foto Press FPI

Die schauen ab und zu nach dem Rechten. Eigentlich können meine Geschwister Anke und Anton ja alleine aufpassen, aber zur Sicherheit hat Frank auch noch einen Zaun zum Schutz der Herde aufgestellt und ihn unter Strom gesetzt, damit auch man ja nicht noch mal was Schlimmes passiert.

Und wozu das Ganze? Damit Frank seine vielen Hundert Schafe vor Eindringlingen schützt, besonders vor dem Wolf, der hier in der Vergangenheit leichte Beute hatte. Er machte viele Versuche mit Zäunen und Flatterband, aber die Wolfsbesuche liessen sich nicht stoppen. Da hörte Frank von den Wolfsexperten der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe etwas von "lebenden Alarmanlagen" und zwar von uns!

Wir wurden schon lange von Schäfern in Süd- und Osteuropa eingesetzt. Hier waren wir in Vergessenheit geraten, weil es lange Zeit ja keine Wölfe mehr gab. So holte der Schäfer Frank Neumann einen unserer Vorfahren aus der Schweiz und seitdem bildete er viele von uns hier schon aus und gibt sie auch an andere interessierte Schäfer weiter.

Wir haben es ja wohl gut. Weil wir fernab von Menschen und anderem Getümmel nur zwischen den gemütlichen Schafen leben, brauchen wir nichts weiter, als auf sie aufzupassen. Es klappt ganz prima, denn wir haben uns schon gut aneinander gewöhnt.

Eigentlich ganz klar: Wir kommen ja schon inmitten einer Schafherde zur Welt!  Dann wachsen wir mit den kleinen Lämmern zusammen auf und werden schnell Freunde. Und Freunde beschützt man natürlich! Komme, was da wolle! Und einen Wolf vertreiben wir lässig.

Meist sind sie ja noch "Teenager" und haben keine Ahnung, was in uns steckt. Dann sind es aber auch irgendwelche "Touristen", die neu in unsere Gegend kommen, denn die Wölfe aus den Familien und Rudeln, die hier in der Nachbarschaft leben, trauen sich sowieso nicht mehr hierher. Meistens endeten auch noch so raffinierte Einbruchsversuche von denen am Elektrozaun von Frank mit einigen Tausend Volt Spannung. Die meinen dann, das seien wir mit unseren "magischen Kräften" und angsteinflössenden Gebell. Die haben dann wirklich erstmal die "Schnauze voll" und sagen das dann auch ihren Kindern.

Naja, eigentlich haben die auch genug draußen außerhalb des Geheges. Und allzuleicht will es ihnen Frank da in Zukunkft auch nicht mehr machen. Darauf passen wir schon auf!

(c) Walter Domscheit (walter.domscheit@googlemail.com)

Hintergrund: In Deutschland ist der Wolf seit einigen Jahren wieder heimisch. Aus dem westlichen Polen über die Elbe eingewandert, sind in der sächsischen Lausitz einige Rudel heimisch und wandernde Einzelgänger der Folgegenerationen hieraus in andere Gebiete Deutschlands unterwegs.

Da für den Wolf ein Nachstellung- und Jagdverbot in allen Ländern Europas besteht, geht seine Ausbreitung erfolgreich voran. Durch Informationsarbeit verschiedener öffentlicher Institutionen und Organisationen besonders in den Regionen, in denen sich der Wolf bereits niedergelassen hat, werden Vorurteile und Ängste abgebaut und die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt.

Der Wolf ist ein sehr scheues Tier und wenige haben ihn bisher zu sehen bekommen. Man weiss jedoch sehr viel von ihm, zum einen durch einfaches Spurenlesen und Sammeln von Nahrungsresten und Losung, zum anderen durch den Einsatz moderner wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden, wie Gen-Analysen.

Der Wolf ernährt sich zum größten Teil von Dammwild und Wildschweinen und jagdt dieses, ohne jedoch das Risiko einer Gegenwehr und damit einer möglichen Verletzung einzugehen. Bei Knappheit beschränkt er sich auch auf Kleingetier, verschmäht selbst kein Aas oder Fallobst.

Wenn er jedoch auf ungenügend gesicherte Nutztierherden und damit leichte Beute trifft, bedient er sich dessen. Wolfseinbrüche lassen sich durch diverse Schutzmaßnahmen reduzieren oder ganz vermeiden. Ein Elektrozaun nach Europanorm kann meist wirksam abwehren, trotzdem sind in der Vergangenheit Wölfe entgegen allgemein bekannter Gewohnheit darüber hinweggesprungen und haben Beute gemacht.

Herdenschutzhunde sind der sicherste Schutz gegen Wolfseinbrüche. Die sehr großen und kräftigen Tier sind kräftemäßig dem Wolf überlegen, vertreiben ein herannahendes Tier, wie streunende Hunde oder den Wolf schon von vornherein mit lautem und bedrohlichen Gebell und Aktionen.

Größere Herden sollten mit mehreren Schutzhunden bewacht werden. Es ist schon beobachtet worden, daß zwei Wölfe an einem Ende der Weide erfolgreich vertrieben wurden, an entfernter anderer Stelle ein  dritter Wolf unterdessen Beute gemacht hatte.

Der Herdenschutzhund ist nach zunehmender Gefährdung von Nutztierherden durch Wölfe zu einer sehr erfolgreichen "lebenden mobilen Alarmanlage" geworden. Der Schäfer Frank Neumann, der in der sächsischen Lausitz eine Schäferei mitten im Wolfsgebiet betreibt, führte sie auf Empfehlung der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe in Deutschland wieder ein. In Süd- und Osteueropa schon immer schützendes Mitglied von Schafherden, ist er wegen der lange Zeit in Deutschland nicht mehr vorhandenen Wölfe hier in Vergessenheit geraten.

Der Herdenschutzhund (gehört zur Rasse Pyrenäen-Berghund) wird inmitten der Schafherde geboren und wächst mit den Lämmern auf. In der Prägungsphase gewöhnt  sich der Welpe an das Zusammenleben mit Schafen und sucht sich seine hierachische Stellung in dem vermeinlichen "Rudel". Wird er mit den Lämmern in die große Herde integriert, verteidigt er diese als "sein Rudel" vor dem Eindringen von Rivalen, streundende Hunde und Wölfe.

Neumann hat schon mehrere Hundegenerationen in Folge großgezogen und gibt sie auch an interessierte Kollegen ab. Mit einer vom Umweltministerium des Freistaates Sachsen ins Leben gerufenen "Schnellen Eingreiftruppe" unterstützt er Kollegen in Notfällen. Für diese Truppe dressiert er einzelne Hunde. Sie hören auf Kommandos, denn ihr plötzliches Erscheinen in der Herde darf diese nicht in Panik versetzen. Eine Integration muß sachte vorgenommen werden und die Herde beruhigen.

Ein größen- und kräftemäßig dem Wolf überlegener Herdenschutzhund übernimmt in einer Schafherde eine sehr effektive Bewachungsfunktion und kann diese auch unbeaufsichtigt ausführen. Für den verbellten und verjagten Wolf ist eine so geschützte Herde ein zu großes Risiko, sodaß er  der Herde dauerhaft fernbleibt und dieses Verhalten auch seinen Nachkommen weitergibt.

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