LIBIDO SCIENDI - Choreografie einer Paarung - Pascal Rambert bei Kampnagel LIVE ART FESTIVAL

Hamburg, 25.05.11 - In den ersten zwei Juni-Wochen (1.-11. Juni) geht in der Internationale Kulturfabrik Kampnagel in  Hamburg die dritte Ausgabe des LIVE ART FESTIVALS über die Bühnen. Internationale Künstler präsentieren in Tanz- und Performance Produktionen ihre Positionen zum Thema „Herstellung des Realen“ und bieten alternative Wirklichkeitsbeschreibungen an. WIE WIR UNS AUFFÜHREN ist das Thema des Festivals. Befinden wir uns in einer Fiktionalität des Realen oder in einer Realität des Fiktionalen?

Die eingeladenen Arbeiten untersuchen, wie Mensch und Körper – die kleinste wirtschaftliche Einheit von Heute - inmitten dieser Frage agieren und Kunsträume schaffen für andere Realitäten. Mit einem Parcours durch die heutige Erzählweise des Theaters werden die Besucher dazu eingeladen, sich der Frage zu widmen, wie man heute seiner Zeit angehören kann und will.


Alle Künstler des Festivals spielen mit den Erwartungen der Zuschauer an das Theater und nutzen die Bühne als Spielfeld von Gegenwart. Sie reproduzieren keine Szenarien des Realen. Vielmehr nehmen sie Bezug auf heutige Wertvorstellungen und verlagern die Grundbausteine ökonomischer Ordnung, ob Geld, Krieg, Arbeit, Wissen oder Sexualität in das Territorium künstlerischer Produktivität. Davon ausgehend, dass Kunst und Politik keine voneinander getrennten Wirklichkeiten sind, folgen die Künstler ihrer politischen Verantwortung und machen „das sichtbar, was nicht hätte gesehen werden sollen, und das als Rede verständlich, was nur als Lärm gelten dürfte.“ Jacques Rancière


Aus dem Programm: Donnerstag 09.06. Kampnagel K4
Pascal Rambert, Paris: Libido Sciendi

Zwei Tänzer, Ikue Nakagawa und Lorenzo de Angelis, betreten die Bühne, ziehen ihre Kleider aus und begegnen einander nackt mit einem langen Kuss.


Szenenbild aus Pascal Rambert,  Libido Sciendi
Foto: Vincent Thomasset/Kampnagel/hfr 


So beginnt das Stück des Choreografen und Regisseurs Pascal Rambert, der mit LIBIDO SCIENDI die Choreografie einer Paarung erarbeitet. Die zwei nackten Körper versprechen Erotik, ihr Zusammenkommen lenkt den Blick allerdings auf die reine Anatomie sich vereinigender Körper. Der Voyeurismus entfällt, die Sinnlichkeit des Begehrens bleibt. LIBIDO SCIENDI bedeutet wortwörtlich „ich lerne durch Sexualität“, und in der Tat bereichert die Inszenierung die Zuschauer mit einem detaillierten Blick auf Körperlichkeit. Der dargestellte Umgang mit dem Körper des Anderen hinterfragt gleichzeitig das Verhältnis zum eigenen, und indem Pascal Rambert die Bühne zum geschichtsfreien Austragungsort des Verlangens macht, spitzt sich die Frage nach der Definition von Tanz im Laufe der Aufführung zu.

Von Pascal Rambert, mit Ikue Nakagawa und Lorenzo de Angelis

LIBIDO SCIENDI ist eine Produktion von Théâtre de Gennevilliers Paris Centre Dramatique National de Création contemporaine in Koproduktion mit Festival Montpellier Danse 2008.

DAUER 40min. // Künstlergespräch im Anschluss an die Vorstellung // nicht für Jugendliche unter 16 Jahren empfohlen

Weitere Informationen zum gesamten Festival bei: Kampnagel Internationale Kulturfabrik Hamburg

(Quelle: Kampnagel)

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